Geschichten berühmter Salzburg-Mamas

Der Muttertag steht vor der Tür! Aus diesem Anlass widmen wir uns auf unserem heutigen Spaziergang einmal den Müttern berühmter Persönlichkeiten und lauschen an drei historisch bedeutsamen Orten ihren Geschichten. 

Jeder hat eine Mama. So natürlich auch Wolfgang Mozart, Georg Trakl und Joseph Mohr – obwohl man selten über sie spricht und wenig von ihrem Leben weiß. Deshalb wollen wir heute einmal wissen, wie es zwei Annas und einer Maria im Leben so ergangen ist – drei starken Frauen, die es im Leben nicht leicht hatten und doch berühmte Salzburger Persönlichkeiten großgezogen haben.

Die geächtete Anna

Wir beginnen unsere „Tour de la Mama“ in der Steingasse. Von hier aus führt uns die Gedanken-Reise aber zunächst ins Hallein von 1758. Dort begrüßt die Welt eine neue Erdenbürgerin namens Anna Schoiber. Aber das Leben hat es mit dem Mädchen leider nicht allzu gut gemeint. Nach dem frühen Tod des Vaters, Salzamtsschreiber in Hallein, haust sie mit ihrer Mutter verarmt in einer engen Steingassenwohnung, wo die beiden Frauen versuchen, als Strickerinnen über die Runden zu kommen.

Beginn der Steingasse (c) STADTBEKANNT Zohmann

Beginn der Steingasse (c) STADTBEKANNT Zohmann

Anna – auch „die Schoiberin“ genannt – bekommt vier uneheliche Kinder von vier verschiedenen Männern. Das dritte stammt vom flüchtigen Wachsoldaten Franz Mohr und heißt Joseph – später wird er einmal ein Weihnachtslied texten, das man auf der ganzen Welt kennt. Doch uneheliche Kinder sind in dieser Zeit ein Verbrechen, weshalb Anna schließlich eine hohe Geldstrafe bezahlen muss. Henker Franz Joseph Wohlmuth übernimmt die Buße und bietet sich zudem als Taufpate des kleinen Joseph an. Anna ist geächtet, wird als „Hure“ beschimpft und ihr Sohn schämt sich für sie. Trotz all dieser Umstände hat die arme Strickerin ein Kind großgezogen, das später mit dem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ weltberühmt wird. Neun Jahre nach dessen Uraufführung in Oberndorf stirbt die 69-jährige Anna 1827 an Lungenschwindsucht.

Die schicksalsgebeutelte Maria

Wir wechseln nun die Salzachseite und stehen am Mozartplatz vor der Michaelskirche, wo wir uns der nächsten Mama widmen: Maria Catherina Trakl lebte mit Mann und 7 Kindern lange Zeit im 1. Stock des heutigen Café Glockenspiel, in dem sich früher die Eisenwarenhandlung ihres Mannes befand. Doch von Anfang an: Maria Catherina Halik wird 1852 in Wiener Neustadt geboren und verliebt sich just auf ihrer Hochzeit in den Trauzeugen, den 15 Jahre älteren Tobias Trakl. Kurz nach der Hochzeit verlässt sie ihren Mann und zieht mit ihrer großen Liebe und dessen Sohn aus erster Ehe nach Salzburg.

Residenzplatz und das ehemalige Haus der Trakls (c) STADTBEKANNT Zohmann

Residenzplatz und das ehemalige Haus der Trakls (c) STADTBEKANNT Zohmann

Anfangs sind sie glücklich – der Eisenhandel läuft gut, Maria und Tobias bekommen sechs gemeinsame Kinder, der vierte Sprössling ist der kleine „Schorschl“, dessen Gedichte später einmal Berühmtheit erlangen werden. Hinter dieser schönen Fassade spielen sich aber einige Tragödien ab: Drogensucht, Inzest und unglückliche Ehen der Kinder, später hohe Schulden und der Tod ihres geliebten Mannes verlangen Maria eine immense Stärke ab und bringen sie an den Rande des Nervenzusammenbruchs. Der Erste Weltkrieg entreißt ihr ihren Georg, die jüngste Tochter Grete nimmt sich in Berlin das Leben. Maria stirbt 1925 im Alter von 72 Jahren an Bauchfellentzündung und Herzlähmung – trotz ihrer sieben Kinder blieb sie enkellos.

Die humorvolle Anna

Letzter Stop ist die Getreidegasse. Vor uns steht das wahrscheinlich berühmteste Haus in Salzburg – doch die Geschichte beginnt nicht in Mozarts Geburtshaus, sondern etwa 30 km östlich von hier: In St. Gilgen, am Tag nach Heiligabend im Jahre 1720 erblickt die kleine Anna Maria Walburga Pertl das Licht der Welt. Als nur 4 Jahre später der Vater stirbt, steht ihre Mutter mit zwei Töchtern vor einem beträchtlichen Schuldenberg. Die drei Frauen leben in ärmlichen Verhältnissen in Salzburg, Anna Maria gilt als kränkliche Jugendliche. Mit 27 Jahren heiratet sie dann den Komponisten Leopold Mozart, bezieht mit ihm das Haus der Getreidegasse 9 und führt eine relativ glückliche Ehe.

Mozarts Geburtshaus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Mozarts Geburtshaus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Doch das Leben im 18. Jahrhundert ist schwer: In neun Jahren bekommt Anna Maria sieben Kinder, von denen aber letztlich nur Nannerl und Wolferl das erste halbe Lebensjahr überstehen. Anna Maria Mozart ist fleißig und bodenständig, steht aber im Schatten dickschädeliger Männer, mit denen sie es sicher nicht leicht hat. Aber sie ist auch eine lebenslustige und humorvolle Frau – von ihr soll Wolfgang seine kindischen Züge geerbt haben. So verabschiedet sie sich in einem Brief zum Beispiel ganz in Mozart-Manier mit: Leb gesund, Reck den Arsch zum Mund, ich wünsch dir ein Gute Nacht, scheiß ins Bett dass‘ kracht. Als Anna Maria Mozart mit Sohn Wolferl eine Paris-Reise unternimmt, erkrankt sie an Fieber. Zwei Wochen leidet sie, beginnt schließlich zu phantasieren und stirbt im Alter von 58 Jahren in einem Pariser Gasthaus.

STADTBEKANNT meint

Die Mütter berühmter Persönlichkeiten treten hie und da einmal als Randnotiz in Erscheinung. Dabei haben auch sie interessante Geschichten zu erzählen – und diesen widmen wir uns anlässlich des bevorstehenden Muttertags: Die Mutter Joseph Mohrs lebte in ärmsten Verhältnissen, wurde geächtet und als Hure beschimpft und schaffte es dennoch, den berühmten Weihnachtslied-Texter großzuziehen. Auch jene Frau, die den Dichter Georg Trakl auf die Welt brachte, hatte mit zahlreichen schweren Stolpersteinen zu kämpfen, die ihr das Leben stellte. Mozarts Mutter Anna befreite sich nicht nur aus einem Leben in der Armut, sondern vererbte ihrem Sohn auch noch den unverwechselbaren Humor, für den der Komponist wohlbekannt ist.