Am Rande des Petersfriedhofs liegen sie im Verborgenen: Die Katakomben. Anstelle von Gräbern begegnen einem hier jedoch Einsiedler, Stadtausblicke und Legenden.  

Was man sich bei einem Besuch in den Salzburger Katakomben erwartet? Einen düsteren Ort, gespickt mit Gräbern, vielleicht den einen oder anderen verstaubten Totenschädel in einer dunklen Steinnische. Doch handelt es sich bei den Katakomben nicht wirklich um eine Grabstätte. Hier, wo sich einst Familie Trapp vor den Nazis versteckte, stoßen wir auf eine Einsiedelei, mit tollen Blicken auf die Stadt und ein paar düstere Geschichten.

Ein versteckter Einsiedler

 Katakomben (c) STADTBEKANNT-Zohmann

Katakomben (c) STADTBEKANNT-Zohmann

Dem unwissenden, über den Petersfriedhof schlendernden Spaziergänger können sie leicht verborgen bleiben. Allzu unscheinbar sitzen die kleinen Fensteröffnungen im Fels des schroffen Mönchsbergs. Wer sie dennoch bemerkt, kommt nicht umhin sich zu fragen, welchen dahinterliegenden Gemächern sie wohl als sparsame Lichtspender dienen. Die Antwort darauf: Die kleinen Schächte führen in die Höhlenkapellen der „Eremitorien“, wie die Katakomben ursprünglich treffender hießen – denn sie dienten keineswegs als Grabstätte, sondern waren Unterschlupf der Einsiedler des St. Peter Klosters.

Ein ausgestorbener Warteraum

Kommunengruft (c) STADTBEKANNT Zohmann

Kommunengruft (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ganz falsch ist der Name jedoch auch wieder nicht. Denn um in die Katakomben zu gelangen, wird doch noch eine Grabstätte passiert: die Kommunengruft. Hier wurde nicht nur Mozarts Schwester Nannerl zur Ruhe gebettet, sondern auch Michael Haydn und der Salzburger Dom-Architekt Santino Solari. Ursprünglich aber war diese Gruft eine Art schauriges Wartezimmer: Wenn am Petersfriedhof gerade Platzmangel herrschte, musste der eine oder andere Dahingeschiedene wohl oder übel noch zwischengelagert werden, bevor er seine letzte Ruhestätte beziehen konnte.

Ein enthaupteter Heiliger

Aufgang Katakomben (c) STADTBEKANNT Zohmann

Aufgang Katakomben (c) STADTBEKANNT Zohmann

Nachdem das €2,- Ticket gelöst wurde, führen einen die 48 unregelmäßigen, dem Höhenverlauf angepassten Stufen in die aus dem 12. Jahrhundert stammende Gertraudenkapelle. Ein besonderes Augenschmankerl, wenn auch nicht mehr das frischeste, ist das über dem Eingang befindliche Fresko, das die brutale Enthauptung des Heiligen Thomas durch vier Ritter zeigt. Es ist eine der ältesten Darstellungen des heiliggesprochenen englischen Erzbischofs von Canterbury. Wenn hier aber heute noch Messen und kleine Konzertveranstaltungen gefeiert werden, verwandelt sich die karge Kapelle in ein stimmungsvolles Plätzchen.

Ein in Stein gemeißelter Irrtum

Blick auf Petersfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Blick auf Petersfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Wer sich nun auf den stufenreichen Weg von der Gertraudenkapelle Richtung Maximushöhe macht, dem eröffnen sich durch steinerne Fensteröffnungen immer wieder schöne Ausblicke auf den Petersfriedhof. Auf halbem Weg passiert man zudem eine kleine Aussichtsplattform, die in Anwesenheit eines hölzernen Glockentürmchens einen tollen, kirchenlastigen Ausblick auf Stadt eröffnet: Stiftskirche, Franziskanerkirche, Dom, Margarethenkapelle, Kapuzinerkloster und Kajetanerkirche lassen grüßen.

Katakomben Ausgang (c) STADTBEKANNT Zohmann

Katakomben Ausgang (c) STADTBEKANNT Zohmann

Jetzt trennen einen nur noch 36 Stufen von der zweiten Kapelle. Ein Kreuz dominiert den Raum, daneben ein glatter Stein, der den Einsiedlern als Liegefläche diente. Darüber prangt ein verschriftlichter Irrtum: Eine Gedenktafel erzählt vom Priester Maximus und seinen 55 Gefährten, die sich im Jahre 477 hier vor den Barbaren versteckt und sich in die Tiefe gestürzt haben sollen. Allerdings liegt hier eine Verwechslung vor: Der Märtyrertod fand im Kastell im Ort „Ioviacum“ (Schlögen, Oberösterreich) statt, den man irrtümlicherweise für „Iuvavum“, also Salzburg, hielt. Zu blöd, dass diese Geschichte in Stein gemeißelt wurde.

STADTBEKANNT meint

Ein Besuch in den Katakomben ist ein Muss für jeden Salzburger. Da der Weg durch die Räumlichkeiten aber recht schnell gemacht ist, schadet ein wenig Hintergrundwissen nicht, um die Besichtigung etwas intensiver zu gestalten. Anstelle von Grabkammern trifft man hier auf einsame Kloster-Eremiten, auf enthauptete Heilige und andere Märtyrer. Daneben eröffnen sich schöne Ausblicke auf die Stadt.

 

Hotspot

Katakomben – St. Peter-Bezirk 1 (Petersfriedhof)
Mai – September: täglich 10:00 – 12:30 Uhr / 13:00 – 18:00 Uhr
Oktober – April: täglich 10:00 – 12:30 Uhr / 13:00 – 17:00 Uhr