Gestorben in Salzburg: Dieses Schicksal teilen jene, die uns auf unserem heutigen Stadtspaziergang durch die Altstadt begegnen. Die Toten von Salzburg erheben sich kurz aus ihrem Grab und berichten, was ihnen in ihren letzten Stunden widerfuhr.  

Die Warnung der alten Frau

Erste Station ist die Domkrypta, in der sich das Grab eines besonderen Unglücksraben befindet. Fürsterzbischof Guidobald von Thun hätte wohl auf den Rat jener alten Frau hören sollen, die ihm auf einer Kutschfahrt nach Hellbrunn begegnete. Sie beschwor ihn, zu Hause zu bleiben und diesen Ausflug abzubrechen, da ihm großes Unheil bevorstünde. Guidobald fuhr dennoch zum Angeln und siehe da: Dabei stürzte er auf einer Brücke durch ein morsches Brett und verletzte sich am Schienbein. 24 Tage später starb er an einer Blutvergiftung.

Die Toten von Salzburg: Grabstätte Erzbischofs Thun in der Domkrypta (c) STADTBEKANNT Zohmann

Die Toten von Salzburg: Grabstätte Erzbischofs Thun in der Domkrypta (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der tiefe Fall

Aus den Tiefen des Salzburger Doms verschlägt es uns nun in luftige Höhen auf den Kirchturm der Peterskirche. Der Spaziergänger bleibt natürlich am Fuße des Sakralbaus stehen und richtet lediglich seinen Blick hinauf. Dabei hätte es wohl auch Matthias Kempfer an jenem Tag vor 265 Jahren belassen sollen. Denn der Kupferschmied stürzte im April 1755 bei Renovierungsarbeiten der St. Peterskirche vom Turm. Der Tote wurde am Petersfriedhof begraben – sein Grab mit den Initialen „MK“ ist das erste linkerhand, wenn man den Friedhof rechts der Kirche betritt.

Grab Matthias Kempfer am Petersfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Grab Matthias Kempfer am Petersfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Schädel am Nachttisch

Wir bleiben noch am Petersfriedhof und suchen das nächste Grab auf. Beim Aufgang zu den Katakomben stoßen wir auf den Musiker und Komponisten Michael Haydn. Der jüngere Bruder von Joseph Haydn komponierte in seinem 69-jährigen Leben 838 Werke.  Nachdem ihm zwei Unfälle zu schaffen machten – er rutschte am eisigen Petersfriedhof aus, wurde von einer vorbeifahrenden Kutsche an die Kirchenwand gedrückt und erlitt innere Verletzungen – starb er im Jahre 1806. Seine Witwe konnte sich seinen Schädel beschaffen und stellte ihn neben ihrem Bett auf.

Grab von Michael Haydn am Petersfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Grab von Michael Haydn am Petersfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der letzte Wille im Gasthaus

Der Geist des nächsten Toten erwartet uns in der Kaigasse 8, wo vor einigen Jahrhunderten  das Gasthaus „Zum Weißen Roß“ stand. Am 21. September 1541, nur drei Tage vor seinem Tod, verfasste hier in der Gaststube ein todkranker Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim sein Testament – besser bekannt ist er unter dem Namen Paracelsus. Der berühmte Schweizer Wanderarzt starb an einer Krankheit, die er mit Quecksilber behandelt hatte. Mittellos, weil er zeitlebens Arme beschenkt hatte und mit erst 47 Jahren. Sein Grab befindet sich am Sebastiansfriedhof.

Paracelsus-Statue in der Kaigasse 8 (c) STADTBEKANNT Zohmann

Paracelsus-Statue in der Kaigasse 8 (c) STADTBEKANNT Zohmann

Noch ein letztes Glas Wein

Von der Kaigasse geht es nun in die Sigmund-Haffner-Gasse zum Hotel Elefant. Zugegeben, die Verbindung zum nächsten Salzburger Todesopfer ist etwas weit hergeholt, hat es doch im Grunde nichts mit dem Hotel am Hut. Aber der Elefant gibt einen Hinweis auf die verstorbene Person: Der Zirkusdirektor des Zirkus Krone starb am 4. Juni 1943 nach der Premierenvorstellung in Salzburg. Der 72-jährige sah sich das Spektakel wie immer stehend an, trank ein Glas Rotwein und legte sich schlafen. Er sollte nie wieder aufwachen. Carl Krone war für seine Tierdressuren bekannt. Eine Sensation war das 1893 erstmals aufgeführte Kunststück eines auf einem Pferd reitenden Löwen.

Die Toten von Salzburg: Grabstätte Erzbischofs Thun in der Domkrypta (c) STADTBEKANNT Zohmann

Hotel Elefant in der Sigmund-Haffner-Gasse (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Heute plaudern die Toten von Salzburg aus dem Nähkästchen der Vergangenheit. Sie erzählen, wann und warum ihr letztes Stündlein in der Mozartstadt schlug: Ein Fürsterzbischof hätte wohl auf die Warnung einer alten Frau hören sollen und ein Kupferschmied wäre an einem Apriltag besser nicht zur Arbeit erschienen. Außerdem erfahren wir von einem Todkranken, der in schauriger Gewissheit sein Testament in einem Gasthaus verfasst und von einem Tierflüsterer, der noch ein letztes Glas Wein trinkt, bevor er in den Schlaf der Ewigkeit fällt.