Mit dem Rad durch Morzg

Am Tag des Baumes geht es zu Ehren der stämmigen Pflanze per Fahrrad durch Morzg. Der eine oder andere grüne Riese freut sich über den Besuch und erzählt im Gegenzug seine Geschichte. 

Unscheinbar und von den meisten Passanten wahrscheinlich gar nicht bemerkt, prangt sie in einem Vogelhäuschen-förmigen Holzrahmen – die hübsche Plakette, die verkündet: Naturdenkmal. Jene, die sie tragen dürfen, haben sie sich redlich verdient. Entweder weil sie besonders schön, besonders selten oder besonders erhaltungswürdig sind. In Salzburg dürfen sich einige imposante Bäume damit rühmen. Per Fahrrad erkunden wir die Morzger Naturdenkmäler.

Eine Eiche lädt zum Rasten ein

Startpunkt ist die Kreuzung von Berchtesgadner Straße und Weidenstraße, an der eine etwas betagte, aber durchaus anmutige Eiche Wurzeln geschlagen hat. Ihre Jahresringe zu zählen, würde wohl ein Weilchen in Anspruch nehmen – hat sie doch schon über 300 Jahre auf dem Buckel. Und sie scheint bereits früher ein verlockendes Plätzchen geboten zu haben. Denn genau an dieser Stelle hat es sich am 15. September 1817 ein gewisser wanderlustiger Student namens Stephan Ludwig Roth zur Rast gemütlich gemacht. Der spätere Schriftsteller hatte damals allerdings noch nicht das Vergnügen, vorbeirasende Autos und einbiegende Busse zur Geräuschkulisse zu zählen. Nichtsdestotrotz ist die Sitzbank, die sich um den 4,5 Meter dicken Stamm schmiegt, auch heute hübsch anzusehen.

Stephan-Ludwig-Roth-Eiche in der Weidenstraße (c) STADTBEKANNT Zohmann

Stephan-Ludwig-Roth-Eiche in der Weidenstraße (c) STADTBEKANNT Zohmann

Eine Linde wird zur Gefahr

Nun aber lasset die Radtour beginnen! Auf Höhe der Bushaltstelle in der Weidenstraße führt linkerhand ein idyllischer Weg ein kleines Stück am Almkanal entlang. Nach Überquerung der Eichetstraße folgen wir der Keltenallee zuerst durch einen Wald, der den braven Radler aber bald auf weite Flächen entlässt. Der holprige Kapellenweg inmitten der Felder leitet uns Richtung Montforterhof zu den nächsten grünen Plakettenträgern. Gemäß dem Motto „Gemeinsam sind wir stark!“, haben sich hier vier Linden schützend um einen Bildstock gruppiert. Genau diese Konstellation wurde dem Marterl allerdings zum Verhängnis, als 2002 eine ihrer Bodyguards unter der windigen Last eines Sturms einknickte und es unter sich begrub. Wieder erneuert, präsentiert es heute „Maria in der Landschaft“.

Lindengruppe beim Montforterhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Lindengruppe beim Montforterhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Eine Fichte ist geknickt

Wer dem Kapellenweg nun weiter folgt, kann über den Montforterweg und Lasserhofweg Richtung Hellbrunner Allee radeln. Das nächste Naturdenkmal ist hier dank der einsamen Lage mitten auf der freien Wiesenfläche rasch ausgemacht. Die Hellbrunner Fichte scheint sich in dieser exponierten Lage nicht sonderlich wohl zu fühlen, wirkt sie doch recht geknickt. Auch sie ist nicht allzu gut auf Stürme zu sprechen, denn einer brach der einst imposant in die Höhe ragenden Riesin den oberen Teil ab.

Fichte an der Hellbrunner Allee (c) STADTBEKANNT Zohmann

Fichte an der Hellbrunner Allee (c) STADTBEKANNT Zohmann

Eine Eiche steht im Mittelpunkt

Genussvoll treten wir weiter in die Pedale und lassen die Bäume der Allee an uns vorbeiziehen. Wem die Beine nun schon etwas müde werden, kann einen Abstecher zum Gwandhaus machen, dessen Wiese einen idyllischen Ort für eine Pause bietet. Frisch gestärkt wird der Drahtesel erneut bestiegen. Wir nähern uns bereits der Hofhaymer Allee, als wir ein weiters einsames Naturdenkmal erspähen. Die Eiche an der Buchholzhofstraße platziert sich zierlich und vornehm mit ausladender Baumkrone an dem kleinen Hellbrunner Bächlein und sieht so aus, als käme ihr die zentrale Lage sehr gelegen.

Eiche an der Buchholzhofstraße (c) STADTBEKANNT Zohmann

Eiche an der Buchholzhofstraße (c) STADTBEKANNT Zohmann

Eine Eiche hat eine schmutzige Vergangenheit

Eigentlich wäre der Beginn der Hellbrunner Allee ein schöner Endpunkt für eine Radtour. Wer immer noch nicht genug hat, kann noch einen letzten Stopp einlegen. Die alte knorrige Eiche an der Gneiserstraße freut sich bestimmt über einen Besuch und präsentiert mit sichtlichem Stolz ihre Plakette. Und sie plaudert zum Abschluss aus dem Nähkästchen ihrer Vergangenheit: Ursprünglich war der stämmige Baum für die Schweinemast wichtig. Denn einst wurden die Vierbeiner in die Wälder getrieben, um sich an den herabgefallenen Eicheln satt zu fressen. Dieses schmutzige Geheimnis teilt sie sich mit einigen anderen alten Eichen der Stadt.

Eiche in der Gneiserstraße (c) STADTBEKANNT Zohmann

Eiche in der Gneiserstraße (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Morzg hat einige hübsche Radwege zu bieten. Am Tag des Baumes bietet es sich daher an, im Rahmen einer kleinen Tour den hiesigen Naturdenkmälern einen Besuch abzustatten. Die großgewachsenen Bäume mit der Naturdenkmal-Plakette sind hübsch anzusehen und haben auch die eine oder andere Geschichte zu erzählen.

 

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