Salzburg anders erleben

Er kennt viele Geheimnisse der Stadt: Bei seinen „Kunstspaziergängen“ erzählt Salzburg-Guide Christoph Koca von einer abgehackten Hand, einem nackten Mozart und einem Suizidversuch mit Folgen für die Kunstwelt. 

Wer die geheimen Winkel der Stadt erkunden und erstaunlichen Geschichten lauschen möchte, ist bei Christoph Koca gut aufgehoben. Bei seinen Spezialführungen wie „Morbides Salzburg“, „Achtung Kunst!“ und „Der Stadtbrand von 1818“ erfährt man kuriose, kunstrelevante und architektonisch interessante Details. STADTBEKANNT Salzburg hat mitgehört und gibt kleine Einblicke in verschiedene Spaziergänge.

Nackter Apollo-Mozart

Mit ausschließlich noblen Absichten verschwindet Christoph Koca mit seiner Gruppe im Gebüsch. Dahinter versteckt sich die in kecker Pose sitzende „Olympia“ von Fritz Klimsch. Und zu diesem Künstler hat er auch gleich eine Anekdote parat: Klimsch wurde in der Zeit des Nationalsozialismus 1941 anlässlich Mozarts 150. Todesjahres mit der Aufgabe betraut, eine Statue des Komponisten anzufertigen. Das Modell zeigte angeblich einen makellosen, fast vollständig nackten, deutsch-jünglinghaften Apoll. Das Denkmal war für den Makartplatz gedacht – Salzburg sollte der ungewohnte Mozart aber vorenthalten bleiben: Bevor die Statue realisiert werden konnte, zerstörten amerikanische Truppen Klimschs Atelier mitsamt seiner Modelle. Bei diesem „LKH Kunstspaziergang“ entblättert Koca noch einige andere Kunstwerke, die von Passanten meist übersehen werden.

"Olympia" von Fritz Klimsch im LKH Salzburg (c) STADTBEKANNT Zohmann

„Olympia“ von Fritz Klimsch im LKH Salzburg (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ansehnliche Kurven

Ein ähnliches Schicksal wie die LKH-Kunstschätze ereilt die Salzburger Architektur ab den 1860er Jahren. Da kann ein Juwel noch so vor sich hinfunkeln: In der Hektik des Alltags rauscht man unachtsam daran vorbei. Beim „Architekturspaziergang“ lenkt Christoph Koca die Aufmerksamkeit auf genau solch bauliche Kunstwerke. So ist es dem Architektur-Liebhaber zu verdanken, wenn sich gleich mehrere Augenpaare auf die ansehnliche Fassade des Palais Andrä in der Auersperggasse richten, das mit seinen Erkerfenstern und Zierelementen gar nicht bescheiden zu sein braucht. Gemeinsam betrachtet man die vier glasierten Ornamente an der Fassade und rätselt, welches davon welche Jahreszeit repräsentiert.

Palais von Andrä in der Auerspergstraße 27 (c) STADTBEKANNT Zohmann

Palais von Andrä in der Auerspergstraße 27 (c) STADTBEKANNT Zohmann

Missglückte Handtransplantation

Vor ein anderes Rätsel wird man im Stift St. Peter gestellt: Wen quält die Frage, warum die Hand des Heiligen Rupertus im Kollegiumshof von St. Peter so gar nicht zum Rest des Körpers passt? Aber ob einem die seltsamen Proportionen schon einmal aufgefallen sein sollten oder nicht – die Geschichte, die dahinter steckt, bringt die Zuhörer auf jeden Fall zum Schmunzeln: Die 1624 geschaffene Brunnenfigur, die heute im Kollegiumshof grüßt, wurde ursprünglich als Heiliger Virgil kreiert. Er stand beim Mirabelltor und hielt in der Rechten ein kleines Modell des Doms. Als man ihn 1926 an seinen neuen Standort versetzte, machte man aus Virgil kurzerhand den Heiligen Rupertus, indem man ihm die Hand samt Sakralbau abschlug und sie durch eine neue – wohl etwas zu groß geratene – ersetzte.

Rupertusbrunnen im Kollegiumshof St. Peter (c) STADTBEKANNT Zohmann

Rupertusbrunnen im Kollegiumshof St. Peter (c) STADTBEKANNT Zohmann

Künstlerische Sturzenthüllung

Die Nacht bricht bereits über Salzburg herein, wenn Christoph Koca seine Führungsgäste um acht Uhr abends im Bürgerspitalhof begrüßt. Und das ist auch gut so, schließlich erkundet man bei dieser speziellen Führung die dunklen Seiten der Stadt. Beim abendlichen Spaziergang „Morbides Salzburg“ geht es um das Sterben in der Mozartstadt, brutale Morde und makabre Geschichten: So spitzt man bei jener Geschichte gespannt die Ohren, bei der sich ein junger Mann in selbstmöderischer Absicht mit dem Auto vom Mönchsberg auf das Dach des Bürgerspitals stürzte. Er überlebte diesen Unfall nicht nur – bei seiner Bergung entdeckte man in den Trümmern außerdem ein in Vergessenheit geratenes Kunstwerk, das seither wieder seinen Platz im Carabinierisaal des Schlosses Hellbrunn hütet.

Bürgerspital (c) STADTBEKANNT Zohmann

Bürgerspital (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Egal ob man sich mit Christoph Koca auf die Spuren des verheerenden Stadtbrands von 1818 oder auf die Suche nach wenig bekannten Kunstobjekten der linken Altstadt begibt – man geht danach mit vielen neuen interessanten Anekdoten im Gepäck nach Hause. Ab 2020 darf man sich auch auf die Brunnentour freuen – wo man zum Beispiel erfährt, welches Geheimnis der Pegasus im Mirabellgarten hütet.

 

Über Christoph Koca

Wer Christoph Koca
Was Spezialführungen zu den Themen: Morbides Salzburg, Der Stadtbrand von 1818, Kunstspaziergang im LKH, Architekturspaziergang, Achtung Kunst!, Salzburger Brunnenführung (neu ab 2020)
Wann Die nächste Führung von Christoph Koca „Morbides Salzburg“ findet am 8. November 2019 statt. Voranmeldung hier, Treffpunkt ist um 20:00 Uhr beim Spielzeugmuseum.
Wie viel zwisschen € 10.- und € 15,- pro Person