Auf einem herbstlichen Spaziergang am Kapuzinerberg erfährt der aufmerksame Flanierer Geschichten über Komponisten und Schriftsteller, über Verteidigungsanlagen und fliegende Kirchtürme.

Ein Spaziergänger des 16. Jahrhunderts hätte einen Ausflug auf den „Imberg“ gemacht. Denn so nannte man den 637 Meter hohen Salzburger Hausberg, bevor das Kapuzinerkloster errichtet wurde. Daran erinnert heute noch der Ausgangspunkt unseres Spaziergangs: Die Imbergstiege, die in der Steingasse ihren Anfang nimmt und schon seit dem Mittelalter ihre Passanten über steile Stufen in luftigere Höhen befördert.

Ein Kirchlein verliert den Kopf

Das kleine St. Johannes Kirchlein am Imberg bietet sich als kurze Raststation an. Wir blicken an dem schlichten Bau hinauf zum Zwiebelturm und schweifen gedanklich kurz ins 17. Jahrhundert zurück. Damals wütete 1663 über der Salzburger Altstadt ein Orkan, der den Turm der Imbergkirche mitsamt seinen Glocken herunterriss und auf die umliegenden Häuser warf. Gegenwärtig sonnt er sich glücklicherweise ruhig in der Herbstsonne und wir lassen ihn mit den nächsten Treppen hinter uns, bis wir bald mit gefälligen Ausblicken auf die Stadt belohnt werden.

Kirchturm St. Johannes am Imberg (c) STADTBEKANNT Zohmann

Kirchturm St. Johannes am Imberg (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein Schlösschen wird religiös

Das Kapuzinerkloster thront dort, wo sich unser Aufstieg mit jenem aus der Linzer Gasse trifft. Auch treffen wir hier auf eine imposante Kreuzigungsgruppe, die letzte Station der Passionskapellen, die man beim alternativen Aufstieg passiert. Früher stand an Stelle des Klosters das so genannte „Trompeterschlössl“, eine Verteidigungsanlage mit zwei mächtigen Türmen und einem Burgtor. Im 16. Jahrhundert ließ man es jedoch für die Kapuziner zum Kloster umbauen. Es lohnt ein Blick ins Innere, vor allem wegen des kunstvoll verzierten inneren Eichenportals, das ursprünglich seinen Platz im Dom hatte.

Portal (c) STADTBEKANNT Zohmann

Portal (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein Häuschen zieht um

Draußen kann man vom Weg aus linkerhand eine Villa erspähen, die sich durch Stefan Zweig einen Namen gemacht hat. Denn der Schriftsteller ließ sie Anfang des 20. Jahrhunderts mühevoll sanieren und wohnte 15 Jahre lang dort. Nach Durchschreiten eines kleinen Torbogens stoßen wir auf eine Weggabelung, in der es sich eine andere wohlbekannte Person gemütlich gemacht hat: Wolfgang Amadeus Mozarts obere Hälfte blickt stolz gen Himmel, unter ihm der Schriftzug: „Jung gross. Spaet erkannt. Nie erreicht.“ Er vertritt das einst hier aufgestellte Zauberflöten-Häuschen, in dem Mozart 1791 in Wien angeblich Teile der Zauberflöte komponierte. Als das Grundstück verkauft und der Stiftung Mozarteum geschenkt wurde, wählte man diesen Ort am Kapuzinerberg, um es wieder aufzustellen. Als das Häuschen allerdings zusehends verfiel, bekam es einen Platz im Bastionsgarten der Stiftung.

Stefan-Zweig-Weg (c) STADTBEKANNT Zohmann

Stefan-Zweig-Weg (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein Türmchen macht Appetit

An der Weggabelung entscheiden wir uns für den linken Weg. Der Stefan-Zweig-Weg führt idyllisch durch den Wald. Die Blätter rieseln hörbar durch die Äste, die Sonne blinzelt durchs rotgelbe Blätterdach, Eichhörnchen flitzen die Stämme hoch, nur die Gams zeigt sich heute leider nicht. Nach der einen oder anderen Steigung präsentiert sich endlich ein weiteres historisches Bauwerk. Das Franziskischlössl war einst ebenso ein Wehrbau mit einer langen Festungsmauer zur Sicherung des Kapuzinerberges. Zuerst noch kurz die „Bayerische Aussicht“ genießen und danach ab über die Zugbrücke durchs Schlössl. Auf der anderen Seite erwartet einen ein idyllischer Garten, wo im Winter ein Adventmarkt stattfindet.

Franziskischloessl Ausblick (c) STADTBEKANNT Zohmann

Franziskischloessl Ausblick (c) STADTBEKANNT Zohmann

Gestärkt geht es nun an den Rückweg. Der Basteiweg führt vom Schlössl entlang der alten Wehrmauer, die durch ihre fensterartigen Auslassungen immer wieder ein Stück Salzburg durchblitzen lässt. Über Stock und Stein geht es zurück zum Mozartdenkmal, von wo aus wir über die Imbergstiege wieder an unseren Ausgangspunkt zurückkommen.

STADTBEKANNT meint

Bei einem Spaziergang am Kapuzinerberg stößt man auf zahlreiche historische Orte. Sie erzählen Geschichten aus der Vergangenheit, berichten von Komponisten und Schriftstellern, von Verteidigungsanlagen und fliegenden Kirchtürmen. Zudem machen idyllische Wege und ein kulinarisches Schlössl die historische Tour zu einem Genussspaziergang.

Wo wir waren

Franziskischlössl – Kapuzinerberg 9
Mi – So 11:00 – 15:00 Uhr
(7. Jänner bis Anfang Februar geschlossen)