Ein Spaziergang durchs südliche Schallmoos

Verkehr, Straßen, Industrie. Zugegeben, Genusswandeln ist etwas anderes. Und doch gibt es in Schallmoos idyllische Orte und interessante Geschichten zu entdecken.

In früheren Zeiten hieß es einfach nur „Mos“. Heute ist die Gegend um einen „Schal“ und ein paar Doppelvokale reicher. Und dabei bedeutet „schal“ wirklich so viel wie „fahl“ oder „blass“. Kein sehr schmeichelhafter Name. Wenig schmeichelhaft ist auch die Gegend, zumindest auf den ersten Blick.

Versteckt

Robinighof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Robinighof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein unerwartet schönes Wegerl ist der nördliche Teil der Robinigstraße. Dort begegnet man auch ihrem Namensgeber: Die Familie Robinig erwarb den früheren „Kochhof“ im 18. Jahrhundert und verpasste ihm 1750 die schicke Rokoko-Fassade und den Namen Robinighof. Eng befreundet war die Familie mit den Mozarts, weshalb Klein Wolferl hier auch des Öfteren spielenderweise mit den Robinig-Kindern anzutreffen war. Heute ist das imposante Haus in Privatbesitz.

Rumänisch-Orthodoxe Kirche Schallmoos (c) STADTBEKANNT Zohmann

Rumänisch-Orthodoxe Kirche Schallmoos (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein malerischer Holzturm steht nicht unweit vom Rokoko-Schlössl. Er ziert die 10 Jahre alte rumänisch-orthodoxe Kirche, die mit gerade mal 20 Metern Höhe das höchste Holzgebäude im Land Salzburg darstellt. Das Kirchlein ist einer 800 Jahre alten Dorfkirche aus Siebenbürgen in Rumänien nachgebildet. Es ist ein idyllischer Ort – ausgeblendet wird die Lage zwischen Abschleppdienst und Bahnhof Gnigl – und man lässt sich durch den altertümlichen Baustil in die Vergangenheit versetzen. Würde man an Ort und Stelle nun 400 Jahre in der Zeit zurückreisen, stünde man hier mitten im Moor.

Versumpft

Bis ins 17. Jahrhundert prägten weite Moorflächen das Bild von Schallmoos. Als der Sumpf entwässert wurde, siedelten sich nach und nach Gewerbebetriebe an. Heute ist der Sumpf Straßen und Gebäuden gewichen, was aber nicht heißt, dass der eine oder andere hier nicht trotzdem noch versumpft. Zum Beispiel in der Vogelweiderstraße 28, wo die Volkswirtschaft Fuxn ihre Gäste mit gemütlichen Räumlichkeiten und schmackhaften Mittagsmenüs erwartet.

Fuxn (c) STADTBEKANNT Zohmann

Fuxn (c) STADTBEKANNT Zohmann

Verwildert

Frisch gestärkt geht es weiter über die Sterneckstraße Richtung Linzer Bundesstraße. Die Hausnummer 1 trägt der Rauchenbichlerhof. Das denkmalgeschützte Schlösschen steht unromantisch direkt an der Straße, hat aber eine tierische Geschichte zu erzählen: Die Familie Rauchenbichler verkaufte den Hof im Jahr 1831 an die „Hundsgräfin“. Die Baronin von Wolfsberg war eine ehemalige Geliebte Napoleons und handelte sich ihren Spitznamen damit ein, dass sie im Rauchenbichlerhof 10 Jahre lang mit 160 Tieren – darunter Hunde, Katzen, Affen und seltene Raubvögel – lebte.

Urbankeller (c) STADTBEKANNT Zohmann

Urbankeller (c) STADTBEKANNT Zohmann

Bei der Schallmooser Hauptstraße 50 macht der Urbankeller auf sich aufmerksam – vielleicht lässt sich jemand vom 3-Gänge-Mittagsmenü ins warme Innere locken. Wo heute Bier getrunken wird, wurde früher Bier gekühlt: Ursprünglich diente der Gebäudekomplex als Bierlager. Beim mittleren „Eisturm“ wurden Eisblöcke aus dem Schallmooser Moor per Flaschenzug ins Innere befördert.

Verurteilt

Kreuzigungsgruppe Schallmoos (c) STADTBEKANNT Zohmann

Kreuzigungsgruppe Schallmoos (c) STADTBEKANNT Zohmann

Wer nun noch in Richtung Linzer Gasse marschiert, erblickt ein paar leidende Gestalten. Die Kreuzigungsgruppe erinnert an die mittelalterliche Hinrichtungsstätte, die sich am Anfang der Schallmooser Hauptstraße, vor dem so genannten „Äußeren Linzertor“ befand. Hier hielten die zum Tode Verurteilten noch ein letztes Mal Andacht.

STADTBEKANNT meint

Ein Spaziergang durch das auf den ersten Blick wenig einladende Schallmoos hat es geschichtlich und kulinarisch in sich: Auf unserem Weg entlang dicht befahrener Straßen begegnen wir in Vergangenheit und Gegenwart weitläufigen Moorlandschaften, dem kleinen Wolfgang Amadeus Mozart, einer rumänischen Dorfkirche, einem schmackhaften Fuxn, einem alten Eis-Bier-Lager und einer Hinrichtungsstätte.

 

Hotspots

Fuxn – Vogelweiderstraße 28
Di – Sa 10:00 – 2:00 Uhr

Urbankeller – Schallmooser Hauptstraße 50
Mo – So 11:30 – 24:00 Uhr (Restaurant)
Mo – So 11:30 – 2:00 Uhr (Bar)