Es geht um die Wurst

Wenn der Heißhunger kommt, muss der Salzburger nicht panisch werden, denn Hilfe ist vor Ort: Heute wurschteln wir uns gepflegt von Würstlstand zu Würstlstand.

Wer mit knurrendem Magen durch die Stadt wandelt und eine deftige Wurst einem Restaurant-Besuch vorzieht, wird in Salzburg an mehreren Orten fündig. Die Salzburger Würstelstände stopfen hungrige Mäuler zu beinahe jeder Tageszeit mit Debreziner, Frankfurter, Bosna und Co. Vor allem zu nachtschlafender Zeit ist das oft noch die einzige Möglichkeit, an etwas Essbares zu kommen. Die nächtliche Wurst bekommt der Österreicher übrigens mittlerweile schon seit 90 Jahren, denn der angeblich älteste Würstelstand ist der „Leo“ in Wien, der seit 1928 besteht. Aber auch Salzburg hat solche „Urgesteine“ im würsteligen Repertoire.

Bosna vom Salzburger Grill Imbiss (c) STADTBEKANNT Zohmann

Bosna vom Salzburger Grill Imbiss (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Royale

Am Ferdinand-Hanusch-Platz hält die Salzburger Würstelkönigin schon seit 47 Jahren Audienz. Die Lage scheint ideal, hat doch schon so manches ihrer Würsteln die nächtliche Wartezeit auf den Bus verkürzt. Aber nicht nur darauf ist ihr Erfolg zurückzuführen. Schließlich gibt es die Königin schon seit 67 Jahren. Paula Dax, Witwe eines Kriegsgefallenen, begann im Jahre 1951, mit einem kleinen Handwägelchen – damals noch als „Würstelkönig“ – tagtäglich von Lehen bis an den Fuß der Festung zu ziehen. 10 Jahre später erwarb sie den ersten motorisierten Würstelwagen Österreichs und weitere 10 Jahre später verlegte sie den Standort auf den Ferdinand-Hanusch-Platz. Wieder 10 Jahre später, 1981, wurde der Titel endlich in das wohl rechtmäßige „Würstelkönigin“ umgewandelt. Heute steht die Königin immer abends am Hanusch-Platz bereit und ist ob ihrer Güte und schmackhaften, regionalen Würsteln beim Fußvolk geschätzt und geliebt.

Salzburger Würstelkönigin (c) STADTBEKANNT Zohmann

Salzburger Würstelkönigin (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Heisse und der Theatralische

Ebenfalls ein Treffpunkt für Nachtschwärmer ist der nächste Stopp: Gegen 18:00 Uhr nähert sich ein mysteriöser, rot-weiß-rot gestreifter Wagen dem Platzl zu Beginn der Linzergasse. Er hält und öffnet die Fenster. Bis 04:00 Uhr Früh werden sie nicht mehr geschlossen. Denn die Heisse Kiste steht täglich bis in die frühen Morgenstunden bereit – bekanntlich die begehrteste Uhrzeit für ein deftiges Würstel, bevor es ab nach Hause geht. Mit unwiderstehlichen Duft lockt der Wagen die Würstelhungrigen der Umgebung heran und verwöhnt mit einem umfangreichen Angebot. Der sprudelnde Brunnen am Platzl und die verkehrsreiche Schwarzstraße sorgen fürs urbane Würstelgenuss-Ambiente. Nur drei Minuten entfernt findet sich auch schon der nächste mobile Kiosk: Direkt vor dem Salzburger Landestheater steht der Theaterimbiss mit einem ebenso schmackhaftem Angebot. Und mit der theatralischen Kulisse im Hintergrund genießt sich’s richtig kultiviert.

Theaterimbiss (c) STADTBEKANNT Zohmann

Theaterimbiss (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Berühmte

Vom Würstel zur Bosna: Eines der bekanntesten Bosnastandl schaltet und waltet auf stattlichen 2 m2 in einem Durchgang der Getreidegasse. Und wie gemunkelt wird, erblickte an diesem geschichtsträchtigen Ort einst die Bosna das Licht der Welt: 1950 stieß der Bulgare Zanko Todoroff auf das winzige Geschäft und begann, dort Nadinizer zu verkaufen, die er zuvor schon im Augustiner Bräu erfolgreich gegrillt hatte. Da wohl so mancher Gast dieses Wort nicht aussprechen konnte und stattdessen einfach „scharfe Wurst“ sagte, beschloss man eine Namensänderung: „Bosa“ für „Jause“ auf Bulgarisch war geplant, aber der Taferl-Maler war anderer Meinung. Denn dann wisse erst recht wieder niemand, worum es bei dem Standl geht. „Bosna“ wäre besser, denn das klingt nach Balkan. Und seither wird das Weißbrötchen mit der schmackhaften Fracht aus gegrillten Schweinsbratwürsteln, Zwiebeln und frischer Petersilie unter seinem heutigen Namen verkauft. Das winzige Fensterlokal in einem unscheinbaren Durchgang mag ja wie ein Geheimtipp wirken, doch die Schlange davor ist immer lang. Denn die originale Bosna schmeckt fantastisch und hat das rege Treiben auch diversen Erwähnungen in internationalen Reiseführern zu verdanken.

Balkan Grill Walter (c) STADTBEKANNT Zohmann

Balkan Grill Walter (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Sprachversierte

Um bei der Bosna zu bleiben: Wer „Original Bosna Spezial“ schon immer mal in 30 verschiedenen Sprachen aussprechen wollte, ist beim Imbiss Congress gut aufgehoben. Bei der Franz-Josef-Straße 2 ist die Speisekarte auf einem Schild in 30 Sprachen abgebildet. Klug, denn so weiß wirklich jeder, was er bestellt. Der Altsalzburger Würstel- und Bosnastand wurde schon 1934 gegründet. Vor dem Krieg verkaufte man noch im kleinen Handwagerl, danach in einem fixen Kiosk. Heute bringen Gerhard Sailer und seine Frau Edith Harb das Würstel von einem mobilen Kiosk aus an den Passanten. Für die Wurst wird ausschließlich heimisches Fleisch verwendet und Spezialität ist die Bosna, die in fünf Variationen auf dem Programm steht: Von der Klassischen bis zur Spezial, die zusätzlich zu Würstel, Senf, Zwiebel und Gewürz auch gegrillten Speck und Käse enthält. Hier wird übrigens eine etwas andere Geburts-Geschichte der Bosna erzählt: Und zwar soll die erstmals im Nonstop Kino Buffet 1949 angeboten worden sein – die Bezeichnung lässt sich indes auf die Wortkombination „Best Of Snacks“ zurückführen. Der Ursprung der Bosna… ein Mysterium für sich.

Imbiss Congress (c) STADTBEKANNT Zohmann

Imbiss Congress (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Leckere

Eine perfekte Ergänzung zum Imbiss Congress ist Matt’s Würstelecke. Denn der kommt, wenn der andere schließt und befindet sich dazu noch genau auf der anderen Straßenseite. Wer also spätabends noch ein Magenknurren verspürt, ist gut beraten, der Ecke Franz-Josef-Straße und Rainerstraße einen Besuch abzustatten. Dort rollt bald der Truck an, der Bosna, Käsekrainer, Debreziner und Currywurst in seinem Inneren birgt. Eigentlich ist Matt‘s Würsteleck zweifach am Mondsee zu Hause, wie man auch an den Schriftzügen auf dem mobilen Kiosk erkennen kann: Dort erfreut man mit dem Bistro Panoramablick und Matt’s Würsteleck im Gewerbepark Mondsee. Glücklicherweise beehrt er auch Salzburg Stadt immer wieder mit seiner nächtlichen Anwesenheit. Wer es gar nicht erwarten kann und Matt’s Würsteln auch schon einmal zu früherer Tageszeit kosten möchte – donnerstags ist Schrannentag und da ist auch der Matt vertreten.

Matt's Würsteleck (c) STADTBEKANNT Zohmann

Matt’s Würsteleck (c) STADTBEKANNT Zohmann

Der Scharfe

Zum Schluss steht noch der unvermeidliche Abstecher zum Universitätsplatz am Programm – unvermeidlich vor allem, wenn es um die Wurst geht. Denn dort ist es in der Tat wurscht, wo man die Nase hinwendet – ein Würstel findet sich fast an jeder Ecke. Einen fixen Platz hat dort unter anderem der Salzburger Grill Imbiss. Der ist eine Anlaufstelle fürs Scharfe, bietet er doch die Heeres Currywurst an, die je nach Schärfegrad unterschiedliche militärische Namen trägt. So können die „Unteroffiziere“ – Kunden unter 18 Jahren – zwischen dem unscharfen Rekrut oder dem schon schärferen Vizeleutnant wählen. Ab dem vierten Schärfegrad dürfen nur noch „Offiziere“ ran, also jeder über 18 Jahre. Da reicht das Angebot vom Fähnrich über den Oberst mit sieben Schärfegraden bis zum General, der mit dem Wert Neun wohl nichts mehr für Amateure ist.

Salzburger Grill Imbiss (c) STADTBEKANNT Zohmann

Salzburger Grill Imbiss (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Wenn es in Salzburg um die Wurst geht, hat der Heißhungrige mehrere Anlaufstellen in der Stadt: Nachtschwärmer werden sich vor allem auf die Salzburger Würstelkönigin am Ferndinand-Hanusch-Platz, auf die Heisse Kiste am Platzl oder auf Matt’s Würsteleck an der Franz-Josef-Straße stürzen. Aber auch untertags kommt der Würstelliebhaber auf seine Kosten: Sei es im berühmten Balkan-Grill im Durchhaus der Getreidegasse oder am Universitätsplatz bei diversen Würstel-Ständen.

 

Hotspots

Salzburger Würstelkönigin – Ferdinand-Hanusch-Platz
Mo-Do 19:00 – 03:00 Uhr
Fr-Sa 20:00 – 05:00 Uhr
So 19:00 – 01:00 Uhr

Heiße Kiste – Platzl 1
Täglich 18:00 – 04:00 Uhr

Theaterimbiss – Schwarzstraße 22

Balkan Grill – Getreidegasse 33a
Mo-Sa 11:00 – 19:00 Uhr
So 14:00 – 19:00 Uhr

Imbiss Congress – Franz-Josef-Straße 2
Mo-Fr 10:00 – 18:30 Uhr

Matt’s Würsteleck – Ecke Franz-Josef-Straße / Rainerstraße

Würstelbuden am Universitätsplatz
Mo-Fr 07:00 – 19:00 Uhr
Sa 06:00 – 15:00 Uhr