Entlang des Hellbrunner Bachs durch Nonntal

Von der Kirche St. Erhard bis zum Schloss Freisaal führt ein bedeutungsvolles Bächlein durch die Geschichte von Nonntal.

Der heutige Streifzug führt durch einen Stadtteil, der früher hauptsächlich von Bediensteten des Stifts Nonnberg bewohnt war. In Nonntal, wo einst Mägde, Knechte, Wäscher und Schmiede wohnten, plaudert während eines Spaziergangs der Hellbrunner Bach aus dem Nähkästchen der Vergangenheit.

Nasse Gefahr

Startpunkt ist das adrette Kirchlein St. Erhard, das sich, ohne viel Aufhebens darum zu machen, gesittet in die bestehende Häuserzeile einfügt. Seit dem 17. Jahrhundert steht es bereits da, eingezwängt zwischen zwei Gebäuden, die früher als Krankenspitäler dienten: Rechts der Kirche waren die Männer, links davon die Frauen untergebracht. Die Stufen, die zweiseitig zum Eingangsportal führen, hinterlassen einen schlossähnlichen Eindruck. Dieser erhöhte Kirchenzugang hatte jedoch einen weitaus praktischeren Grund, der bei der Hausnummer 18 der Nonntaler Hauptstraße zu entdecken ist.

Schild "Wasser Hoch" Nonntaler Hauptstraße 18 (c) STADTBEKANNT Zohmann

Schild „Wasser Hoch“ Nonntaler Hauptstraße 18 (c) STADTBEKANNT Zohmann

„Wasser Hoch“ verkündet an dieser Stelle eine goldene Tafel und verrät das Datum eines schicksalsschweren Tages. Am 25. Juni 1786 stieg das Wasser des Hellbrunner Bachs bis zur ausgewiesenen Markierung und ließ große Teile des Ortes verwüstet zurück. Keine Seltenheit in der damaligen Zeit, weshalb das Überschwemmungsgebiet mit den Feuchtwiesen wegen der dort auftretenden „Sumpfkrankheiten“ auch gemieden wurde.

Musikalische Klänge

Wer sich vor dieser Naturkatastrophe nicht zu fürchten brauchte, war der Namensgeber von Nonntal. Hinter dem Restaurant Lemonchili führt eine schmale Stiege weg vom Bach, hinauf zum Stift Nonnberg, das hoch über den Dächern der Stadt thront. International berühmt wurde das Stift durch die Novizin Maria von Kutschera, die zum Witwer Baron von Trapp geschickt wurde, um sich um seine sieben Kinder zu kümmern. Ihrem Familienchor hat Salzburg die zahlreichen „Edelweiß“-singenden Amerikaner zu verdanken, die sich in der Stadt radelnder-weise auf Spurensuche der weltberühmten Trapp-Familie begeben. Auch ein frühmorgendlicher Passant kommt in den Genuss eines „Sound of Music“ – allerdings in Form gregorianischer Choräle, die die Nonnen des Stifts um 06:45 zum Besten geben. Von hier oben eröffnet sich zudem ein malerischer Blick auf Salzburg.

Nonnberggasse (c) STADTBEKANNT Zohmann

Nonnberggasse (c) STADTBEKANNT Zohmann

Wasserkunst

Von hier aus macht eine hübsche Dachterrasse auf sich aufmerksam. Es geht also wieder bergab Richtung Unipark. Im Gebäude der Universität Salzburg befördert einen der Lift bis ins vierte Stockwerk, wo das Café UNIKUMSKY seine Gäste willkommen heißt. Auch in kühleren Jahreszeiten bietet das Lokal mit Panoramafenstern einen wunderbaren Ausblick. Eine geeignete Gelegenheit, die bisherigen Eindrücke bei einem Mittagsmenü zu verdauen.

UnikumSky (c) STADTBEKANNT Zohmann

UnikumSky (c) STADTBEKANNT Zohmann

Anschließend geht es weiter über die Erzabt-Klotz-Straße zum Schauspielhaus. Wir bewegen uns parallel zum Hellbrunner Bach, der nicht nur Unheil über Nonntal gebracht hat: Wo heutzutage abends die berüchtigten Bretter, die die Welt bedeuten, zahlreiche Gäste ins Innere locken, stand früher ein Lustschloss, das dank des Baches für seine Wasserspiele bekannt war, die jenen in Hellbrunn um nichts nachstanden. Allerdings fielen auch sie dem schlimmen Hochwasser von 1786 zum Opfer. Was folgte, war weitaus weniger schick: Ende des 19. Jahrhunderts traf der Passant an dieser Stelle auf einen Kuh- und Schweinestall.

Göttliche Zeichen

Feisaalweg (c) STADTBEKANNT Zohmann

Feisaalweg (c) STADTBEKANNT Zohmann

Anstatt unserem Bächlein nun in die Wäschergasse zu folgen, trennen wir uns und wählen den Weg Richtung Sportplatz, um dann auf den Freisaalweg abzubiegen, der in idyllische Felder entführt und ein markantes Naturdenkmal beherbergt. Auch hier hatte wieder einmal der Hellbrunner Bach seine nassen Finger im Spiel: 1613 wurde bei einem Hochwasser nahe des Schlosses Freisaal eine aus Lindenholz geschnitzte Marienstatue angeschwemmt, woraufhin dafür ein Bildstock errichtet wurde, der seit mehr als 200 Jahren von vier Linden umrahmt wird. Bald entdecken wir das Schloss Freisaal, dessen Namen sich von „Freudensaal“ ableitet, was wiederum vermuten lässt, dass es sich auch hierbei um ein Lusthaus handelte. Schon im 14. Jahrhundert erwähnt, erhielten hier die Fürsterzbischöfe die Zeichen ihrer weltlichen Macht und begannen ihren feierlichen Einzug in die Stadt. Das bedeutungsvolle Wasserschloss markiert den Endpunkt des Spaziergangs.

STADTBEKANNT meint

Ein unscheinbares Bächlein entführt uns in die Nonntaler Vergangenheit: Der Hellbrunner Bach war nasser – glückbringender wie unheilvoller – Urheber bei so manchen schicksalsschweren Ereignissen. Auf einem idyllischen Spaziergang erzählt er von Überschwemmungen, Wasserspielen und göttlichen Geschenken.

 

Hotspot

Café UNIKUMSKY – Erzabt-Klotz-Straße 1
Mo-Fr 10:00 – 19:00 Uhr
Sa 10:00 – 18:00 Uhr

 

Route Nonntaler Wege