In Lehen regiert die Kunst

Auf unserem Spaziergang durch Lehen begegnen wir der Nachfolgerin Marilyn Monroes, einem Einhorn und dem Michelangelo von der Glan. 

Wäre es jemandem in früheren Zeiten in den Sinn gekommen, einen Spaziergang durch Lehen zu machen, wäre er wohl nicht sonderlich begeistert gewesen. Das Gebiet war feucht und schwach besiedelt – kein Wunder, wagten im „salzburgischen Zweistromland“ doch immer wieder Salzach und Glan über ihre Ufer zu treten und die Umgebung unbarmherzig ins kalte Nass zu tauchen. Der Name Lehen, der sich von „Löhen“, nassem Sumpfland, ableitet, war damals also durchaus passend. Heute trifft das wohl kaum mehr zu. Neben dicht befahrenen Straßen und zahlreichen Häuserblocks wurde in Lehen aber auch Platz geschaffen- und zwar für die Kunst.

Baukunst

Unser Weg beginnt im früheren Kerngebiet des Stadtteils, und zwar beim Lürzerhof im Gailenbachweg 3. Wie ein kleines Schloss mutet das gelbe Gebäude mit dem schlanken Türmchen an. Und das zurecht, wurde es doch im 17. Jahrhundert als stattliches Herrenhaus erbaut, das ungeniert einen alten Bauernhof an dieser Stelle verdrängte. Zahlreiche wechselnde Besitzer bewohnten sein Inneres, während der napoleonischen Kriege diente es sogar als Gasthaus und Bierausschank.

Fotokunst

Vom ehemaligen Zentrum bewegen wir uns nun in Richtung eines Platzes. Dessen Name verrät bereits, mit welcher Kunstform wir es hier zu tun haben, denn er ist nach der österreichischen Fotografin Inge Morath benannt. Diese war übrigens mit dem Exmann von Marilyn Monroe verheiratet. Hier präsentiert sich uns der Fotohof. Von Fotografen 1981 gegründet, finden in der Galerie immer wieder spannende Ausstellungen bei freiem Eintritt statt. Sie stellen Fotografie als Kunst, aber vor allem auch als historisches und soziales Dokument dar. Der eine möchte nähere Erklärungen und kann die hilfsbereiten Galeristen mit Fragen löchern, der andere lässt die Fotografie einfach auf sich wirken.

Fotohof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Fotohof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Braukunst

Direkt um die Ecke des Fotohofs empfängt einen die Trumerei mit Speis und Trank. Die schwarzen Tafelsäulen preisen die täglich wechselnden 2-Gänge-Kreationen, die Speisekarte die Dauerbrenner an. Gute, österreichische Küche mit regionalen Zutaten spielt die Hauptrolle. Oder zumindest eine wichtige Rolle. Denn natürlich gibt es noch einen anderen Protagonisten: In einer Ecke des Lokals stapeln sich in Holzkisten-Regalen verschiedene Craft Bier Spezialitäten, die nur darauf warten, als besonderes Schmankerl mit nach Hause genommen zu werden.

Trumerei (c) STADTBEKANNT Zohmann

Trumerei (c) STADTBEKANNT Zohmann

Wortkunst

Wer den Blick während des Essens über die Strubergasse schweifen lässt, kann auf der gegenüberliegenden Seite ein rötliches, 400 Jahre altes Gebäude ausmachen, den Eizenbergerhof. Mozart bezeichnete die frühere Gaststätte einmal als „eine Art Kasino außerhalb der Stadt“. Heute hat sich das geschriebene Wort hier sein Zuhause gesucht: Das Literaturhaus möchte mit Veranstaltungen, Ausstellungen, Musik und Film den Austausch zwischen Autoren und Leseratten fördern. Wer etwas näher an das Gebäude herangeht, erkennt über dem Türportal einen interessanten Türwächter: Den Kopf eines Einhorns. Früher spie er Wasser und war Teil eines Wandbrunnens im Festspielhaus, wurde aber durch einen NS-Bombenanschlag zerstört. Nur der Kopf überlebte.

Literaturhaus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Literaturhaus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Sakralkunst

Wir verlassen den Komplex Richtung Norden über die Roseggerstraße. Dort stoßen wir auf einen schrägen Bau. Etwas über 50 Lenze zählt die Stadtpfarre Lehen. Und die Kunst birgt sie in ihrem Inneren: Schöne Glasfenster tauchen den Raum in ein mystisches Licht. Sogar ein Heiliger liegt hier: Gefertigt vom „Michelangelo von der Glan“, Max Rieder. Der bekannte Salzburger Bildhauer fertigte den toten Christus.

Glasfenster von Prof. Josef Mikl im Pfarramt Lehen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Glasfenster von Prof. Josef Mikl im Pfarramt Lehen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Backkunst

Richtung Schumacherstraße sticht ein besonders auffallendes Gebäude ins Auge. Die Stadt:Bibliothek birgt nicht nur Bücher, sondern auch die Panoramabar in ihrem Inneren. Ihre Gäste versorgt sie in luftigen Höhen mit Snacks, Kaffee und hausgemachten Kuchen. Freischwebenderweise lässt es sich hier gemütlich ausruhen. Betrieben wird die Skybar vom Kulinarium Salzburg, das Menschen mit Behinderung in den Arbeitsalltag integriert.

Panoramabar Mitte Lehen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Panoramabar Mitte Lehen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Um die Kuchen-Kalorien gleich wieder abzutrainieren, flanieren wir zu guter Letzt entlang der Salzach zum Glanspitz, der gleichermaßen die Spitze des Stadtteils Lehen markiert. Hier lassen wir, mit Blick auf Glan und Salzach, die an dieser Stelle aufeinandertreffen, den Spaziergang durch das salzburgische Mesopotamien gemütlich ausklingen.

STADTBEKANNT meint

Wir wandeln auf den Spuren der Kunst, die in Lehen an vielen Orten ihre kreativen Finger im Spiel hat: Sei es in Form architektonisch auffallender Gebäude, anmutiger Fabelwesen, moderner Fotografie oder sakralem Schaffen. Zwischendurch lässt es sich in gemütlichen und aussichtsreichen Lokalen wie der Trumerei oder Panoramabar gemütlich pausieren.

 

Wo wir waren

Fotohof – Inge-Morath-Platz 1-3
Di – Fr 15:00 – 19:00 Uhr
Sa 11:00 – 15:00 Uhr
Eintritt frei

Trumerei – Strubergasse 26
Mo-Fr 10:30 – 23:00 Uhr

Literaturhaus – Strubergasse 23

Panoramabar Mitte Lehen – Schumacherstraße 13-14
Mo, Do, Fr 10:00 – 18:00 Uhr
Di, Mi 15:00 – 19:00 Uhr
Sa 10:00 – 15:00 Uhr

 

Route