Bei einem Altstadtspaziergang treffen wir in der Vergangenheit auf berühmte Salzburger Frauen.

An manchen Stellen fallen sie auf, an manchen Orten sind sie versteckt: Insgesamt 17 Bronzetafeln mit dem historischen Frauenschuh sind in der Stadt verteilt. Das Frauenbüro der Stadt Salzburg und die Künstlerin Sanja Serbin heben mit dem Projekt „Frauenspuren“ die Bedeutung wichtiger Salzburgerinnen hervor, die viel zu oft im Schatten der Männer verschwanden. Heute reisen wir ein paar Jahrhunderte zurück und treffen ein paar dieser starken, einflussreichen Frauen.

1803 am Waagplatz: Barbara porträtiert Mozart

Waagplatz 6 - Barbara Krafft (c) STADTBEKANNT Zohmann

Waagplatz 6 – Barbara Krafft (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ausgangspunkt ist der Waagplatz 6 – im Jahre 1803. Soeben ist in dieses Haus eine künstlerisch begabte Frau eingezogen: Die Porträtmalerin Barbara Krafft. Als Tochter eines k. k. Hofmalers hat sie bereits früh Malunterricht erhalten und mit 22 Jahren ihr erstes Bild in Wien ausgestellt. Jetzt zählt sie zu einer der gefragtesten Porträtmalerinnen – weshalb sie beispielsweise in den letzten vier Jahren 145 Bilder angefertigt hat. Besonders schön sind ihre Bilder von Alltagsszenen. In ein paar Jahren wird sie allerdings ihr berühmtestes Porträt fertigstellen: Jenes von Wolfgang Amadeus Mozart, das zum typischen und am häufigsten reproduzierten Mozart-Bildnis werden wird.

1606 in der Sigmund-Haffner-Gasse: Salome lebt in wilder Ehe

Sigmund-Haffner-Gasse 6 - Salome Alt (c) STADTBEKANNT Zohmann

Sigmund-Haffner-Gasse 6 – Salome Alt (c) STADTBEKANNT Zohmann

Vom Waagplatz spazieren wir in die Sigmund-Haffner-Gasse und reisen gleichzeitig noch weitere 200 Jahre zurück. Hier, im Haus Nummer 6 wurde 1568 Salome Alt geboren. Heute ist sie erwachsen. „Die Schönste der Stadt“ nennt man sie, die große Kaufmannstochter mit ihrem rotbraunen Haar und der breiten Stirn. Und dann sucht sie sich ausgerechnet den Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau aus. Heiraten ist natürlich unmöglich, deshalb leben sie nun in „wilder Ehe“. Salome wurde sogar von ihren Eltern verstoßen. Trotzdem bleibt sie bei ihm und 15 Kinder hat sie ihm schon geschenkt. Der verliebte Erzbischof hat ihr gerade das Landschloss „Altenau“ erbauen lassen. Später einmal wird es als „Schloss Mirabell“ bekannt sein.

1860 in der Getreidegasse: Marie zupft sich in die Herzen der Europäer

Getreidegasse 28 - Marie Mösner (c) STADTBEKANNT Zohmann

Getreidegasse 28 – Marie Mösner (c) STADTBEKANNT Zohmann

Hier, in der Getreidegasse 28, wohnt die berühmte Harfenistin Marie Mösner. Geboren ist sie in Leopoldskron und mit neun Jahren begann sie Harfe zu spielen. Schon als Kind hat sie viele Konzertreisen gemeinsam mit ihrem Bruder gemacht. Mit 17 Jahren wurde sie bereits ans Straßburger Konservatorium für eine Professur berufen! Und inzwischen kennt man sie in ganz Europa. Seit drei Jahren macht sie ihre Konzerttourneen. Bald wird sie aber einen Bergbauunternehmer heiraten und einen Sohn bekommen. Danach wird sie kaum mehr auftreten.

1560 im Badergäßchen: Barbara kämpft sich an die Unternehmensspitze

Badergäßchen 2 - Barbara Thenn (c) STADTBEKANNT Zohmann

Badergäßchen 2 – Barbara Thenn (c) STADTBEKANNT Zohmann

Hier stehen wir nun vor der fürsterzbischöflichen Münzprägungsstätte. Das Besondere daran: Sie wird von der ersten weiblichen Münzmeisterin geleitet! Barbara Thenns Mann ist vor einigen Jahren gestorben und ließ sie mit drei Kindern zurück. Finanziell hatte sie es zwar nicht nötig, doch sie ließ sich daraufhin als erste Frau zur Münzmeisterin ausbilden. Nach drei Jahren Unternehmensführung wollte man allerdings „doch lieber einen Mann“ wieder an die Spitze setzen und so übernahm ihr Schwager das Geschäft. Nun ist er aber gestorben und jetzt leitet Barbara erneut erfolgreich das Unternehmen. In 11 Jahren wird in Salzburg allerdings die Pest ausbrechen. Barbara wird nach Mondsee fliehen und von einem Neider beim Fürsterzbischof angeklagt werden. Danach werden sie ihr die Leitung wieder entziehen.

1883 in der Griesgasse: Bubikopf Irma kämpft für Frauenrechte

Griesgasse 4 - Irma von Troll-Borostyáni (c) STADTBEKANNT Zohmann

Griesgasse 4 – Irma von Troll-Borostyáni (c) STADTBEKANNT Zohmann

Hier, im Haus der Griesgasse 4, wurde die kleine Irma von Troll geboren. Schon als Mädchen stach sie als „erster Bubikopf Salzburgs“ heraus. Das Haar trägt sie bis heute männlich kurz. 12 Jahre war sie in Wien, weil sie es in der Salzburger Kleinstadt nicht aushielt. Jetzt ist sie zurückgekommen. Sie hat ein Buch geschrieben: „Die Mission unseres Jahrhunderts. Eine Studie über die Frauenfrage.“  Die meisten sind weder von ihrem Buch noch von ihrem Auftreten begeistert: Masche, Hemd, Sakko und Zigarren rauchen in der Öffentlichkeit… Später einmal wird man sie als die erste Salzburger Frauenrechtlerin bezeichnen.

STADTBEKANNT meint

Hin und wieder den Blick zu heben, während man durch die Stadt eilt, lohnt sich: Immer wieder finden sich an den Hauswänden Spuren der Vergangenheit. So auch die bronzenen Gedenktafeln mit dem historischen Frauenschuh, die einem von berühmten Salzburger Frauen erzählen. So treffen wir bei einem Altstadtspaziergang auf künstlerisch begabte, stolze, fleißige und kämpferische Frauen der Vergangenheit.

 

Nähere Infos zum Projekt „Frauenspuren“

 

Route Frauenspuren-Spaziergang