Eine Gasse voller Geschichten

Eine tierische Liebesbeziehung, ein historisches Guckloch und ein unvermuteter Schatzfund: Die Steingasse, ein wahres Salzburger „Urgestein“, offenbart auf einer Erkundungstour ihre kleinen Geheimnisse. 

Kreativität kann man den Namensgebern der alten Römerstraße kaum nachsagen: Sie erhielt den Namen „Steingasse“, weil ihre Häuser auf dem Stein des Kapuzinerbergs erbaut wurden. Früher sogar noch ohne Rückwand – da lief nach so manch starkem Regenfall das Wasser an der hinteren Zimmerwand hinunter. Vom Dach des Hotel Stein kann man ihrem Verlauf gut folgen: Die Seven Senses-Terrasse offenbart dem neugierigen Auge einen guten Überblick über die 700 Meter lange Gasse, die ihre Bahn vom Platzl bis zum Äußeren Stein zieht.

Steingasse (c) STADTBEKANNT Zohmann

Steingasse (c) STADTBEKANNT Zohmann

Schräge Löcher

Passanten des 16. Jahrhunderts konnten in der kleinen Gasse, in der sich heute Das Kino befindet, freilich keinen Film auf großer Leinwand genießen. Stattdessen verschlug es sie wohl ins an dieser Stelle stehende Wirtshaus „enthalb der Bruggen“. Denn von hier aus führte die älteste Salzachbrücke zur kleinen Klampferergasse auf der anderen Uferseite und befand sich damit um nur etwa 60 Meter versetzt zur heutigen Staatsbrücke.

"Gegensprechanlage" in der Steingasse 23 (c) STADTBEKANNT Zohmann

„Gegensprechanlage“ in der Steingasse 23 (c) STADTBEKANNT Zohmann

Die Brücken hinter uns lassend, passieren wir nun die ersten Häuser der Steingasse. Am Haus Nr. 23 stechen zwei mysteriöse Löcher ins Auge. Dabei handelt es sich um eine Art historische „Gegensprechanlage“: Auf diese Weise konnte der Torwächter überprüfen, wer um Einlass bat. Heute sind die Löcher versiegelt.

Entschwundene Tändlerei

Wir passeieren Haus Nr. 31, in dem man einst den Stille-Nacht-Liedtexter Joseph Mohr in seiner Wohnung antreffen konnte. Jahrzehntelang hieß es auf einer fehlerhaften Gedenktafel, er habe rechts der Imbergstiege gewohnt – 2017 wurde der Fehler behoben. Nicht unweit davon verkündet ein altes Geschäftsportal „Tändlerei“, auf dem sich heute Graffitikünstler verewigt haben. So auch Jana & Js. deren Frau in Rot dem Passanten verträumt den Rücken zudreht.

Tändlerei (c) STADTBEKANNT Zohmann

Tändlerei (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ein kleiner Schatzfund

Vorbei am Haus Nummer 37, über dessen Tür sich ein sehr verkommenes Christus-Bild aus Holz befindet, gelangen wir nach einer Weile zum alten Hafnerhaus. Es hat bereits über 450 Jahre auf dem Buckel und offenbarte bei Restaurierungsarbeiten Ende der 1990er Jahre ein kunstvolles Geheimnis: Eingemauert unter der Putzschicht versteckten sich Model – Hohlformen – für Fliesen. Und zwar nicht irgendwelche, sondern Formen für jene Fliesen, die sich im Kachelofen des Kapuzinerkloster-Refektoriums befinden.

Haffnerhaus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Haffnerhaus (c) STADTBEKANNT Zohmann

Engelwirtsbrunnen

Letzte Station und gleichsam das Ende der Steingasse markiert ein weißer, imposanter Brunnen. Es ist der Engelwirtsbrunnen, der früher am Beginn der Steingasse stand. Hier zeigen sich zwei Tiere in inniger Umarmung: Der Löwe steht für das Fürsterzbistum Salzburg, das Einhorn für seinen Erbauer, Fürsterzbischof Thun-Hohenstein. Früher sprudelten die beiden Tiere noch am Beginn der Steingasse fröhlich vor sich hin, anschließend standen sie in der Steingasse, wo sie den schweren Fuhrwerken, die sich durch den teils dichten Schlamm kämpfen mussten, im Weg waren. So wurden Löwe und Einhorn schließlich ans Ende der Steingasse verbannt.

Engelwirtsbrunnen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Engelwirtsbrunnen (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Ein Spaziergang durch die Steingasse ist ein Spaziergang auf den ältesten Spuren Salzburgs, eröffnet kunstvolle Details, interessante geschichtliche Einblicke und bietet wunderbare Fotomotive.

 

Hotspots

Seven Senses – Giselakai 3-5
täglich 07:00 – 24:00 Uhr