Geister, Hexen und Unrat – so düster kann Salzburg sein, wenn man auf den Spuren der Vergangenheit wandelt.

Manchmal ist man die immer gleichen, gewohnten Anblicke leid, die sich auf dem Weg durch die Stadt offenbaren. Hier wird immer dasselbe Haus, immer dieselbe Gasse, immer derselbe Torbogen passiert. Um also dem Gang durch gewohnte Gefilde etwas Würze zu verleihen, verabreichen wir ihm ein paar gruselige Geschichtsschmankerl – denn hinter den immer gleich anmutenden Häuserfassaden versteckt sich so manche grausige Geschichte.

Ruhelos

Geschäftig ist es am Makartsteg, wo Fahrradfahrer verzweifelt versuchen, allzu engen Körperkontakt mit Kamera-haltenden, über den Steg wankenden Touristen zu vermeiden. Deren Blick ist meist auf die Salzburger Festung gerichtet. Was sie über ihr präferiertes Fotomotiv vermutlich nicht wissen: Seit 1322 treibt dort oben die Weiße Frau immer wieder ihr Unwesen und erschreckte in der Vergangenheit zahlreiche tapfere Wachsoldaten beinahe zu Tode. Doch die Legende der in weißen, wallenden Gewändern erscheinende Geisterfrau ist erst der Anfang. Eine grauslichere Geschichte erwartet uns auf der rechten Altstadtseite.

Festung (c) STADTBEKANNT Zohmann

Festung (c) STADTBEKANNT Zohmann

Straßen-Klos

Gegenüber vom Café Bazar führt die Lederergasse bald ins Königsgäßchen. Der eine oder andere Schlaufuchs wird sich nun die Frage stellen: Was hat denn ein König in Salzburg verloren? Die Antwort darauf ist höchst unköniglich: Er war der Salzburger Klo-Putzer. Hier wohnte der so genannte „Nachtkönig“ – jener arme Tropf, der sich des Nächtens auf den Weg machte, um die stinkenden Schwindgruben, in denen sich der Unrat der Häuser sammelte, zu reinigen.

Königsgäßchen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Königsgäßchen (c) STADTBEKANNT Zohmann

Leblos

Über die Linzergasse gelangt man bald zum 400 Jahre alten Sebastiansfriedhof, der im Winter über den Bruderhof begehbar ist. Und obwohl man sich gerade hier einen düsteren Ort erwarten könnte, stößt man stattdessen auf eine ruhige Oase, die jeglichen Lärm des geschäftigen Stadttreibens verstummen lässt. Wer durch die kunstvollen Arkadengänge in die Mitte des Hofs schlendert, hört stattdessen das Rauschen der Bäume und idyllisches Vogelgezwitscher. 120 Jahre lang wurde hier jedoch niemand mehr zur Ruhe gebettet. Erst seit 2014 ist der Friedhof wieder offiziell „besterbbar“. Auftraggeber des uralten „Gottesackers“ war übrigens Fürsterzbischof Wolf Dietrich, dem wir als nächstes etwas weiter in der gleichnamigen Straße begegnen.

Sebastiansfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Sebastiansfriedhof (c) STADTBEKANNT Zohmann

Hexen-Los

Die Nummer 19 der Wolf-Dietrich-Straße erzählt mittels Wandmosaik und Frauenspuren-Gedenktafel von ihrer dunklen Vergangenheit: Ein Spaziergänger aus dem 17. Jahrhundert wäre hier auf einen riesigen Turm mit traurigem Inhalt gestoßen. Der Hexerei Bezichtigte wurden hier bis zu ihrem brutalen Ende gefangen gehalten – hauptsächlich handelte es sich in diesem Fall entgegen gängiger Vorstellung um junge Männer und Kinder. Diese hatten ihr schweres Los dem Bettler und Dieb „Zauberer Jackl“ zu verdanken, der eine Kinder-Bande um sich scharte. Während der Jackl den Behörden immer wieder entkam, wurden seine kleinen Gefolgsleute nacheinander gefangen und gezwungen, sich zur Hexerei zu bekennen. Damit löste der „Zauberer Jackl“ die größte Hexenprozess-Serie der Salzburger Geschichte aus.

Hextenturm (c) STADTBEKANNT Zohmann

Hextenturm (c) STADTBEKANNT Zohmann

Fingerlos

Nach all diesen düsteren Geschichten heißt es nun aber, sich den Tag noch etwas zu versüßen. Thematisch nicht ganz unpassend, lockt das Café mit Namen Fingerlos mit Wiener-Kaffeehausambiente. Bei einer Tasse Kaffee und einer hauseigenen Köstlichkeit aus der Kuchenvitrine gehen wir die düsteren Geschichten des Spaziergangs noch einmal gedanklich durch. Und kommen zu dem Schluss: Vielleicht sind die immer gleichen, gewohnten Hausfassaden doch nicht so schlecht.

Cafe Fingerlos (c) STADTBEKANNT Zohmann

Cafe Fingerlos (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Heute steht ein Spaziergang gewürzt mit düsteren historischen Geschichten auf dem Programm. Auf dem Weg vom Makartsteg zum Café Fingerlos begegnen uns Gestalten wie die Weiße Frau, ein ungewöhnlicher König und ein Hexenzauberer.

 

Hotspots

Café Fingerlos – Franz-Josef-Straße 9
Di-So 7:30 – 19:30 Uhr

 

Route Düsteres Salzburg