Auf der Suche nach dem Kupferkessel

Der erste Freitag im August ist der Tag des Bieres! Da lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, ein paar Salzburger Brauereien einen Besuch abzustatten. 

Heute steht eine Tour am Programm, die vor allem jene freuen wird, die an schwerer Cenosillicaphobie leiden – der Angst vorm leeren Glas. Dank der vielen Brauereien, die Salzburg zu bieten hat, muss man sich davor aber wirklich nicht fürchten. Und das schon sehr lange nicht mehr: Immerhin wird in der Stadt schon seit 600 Jahren Bier gebraut. Zwei Urgesteine, die davon ein Lied singen können, ist einerseits die seit 1492 existierende Stiegl-Brauerei und andererseits das seit 1621 brauende Augustiner Bräu Kloster Mülln. Heute ziehen aber vor allem kleinere Artgenossen unsere durstigen Blicke auf sich. Wir halten Ausschau nach gemütlichen Bier-Lokalen mit stylischem Kupferkessel-Interieur.

S’Kloane Brauhaus

Einst ein Ort, an dem sich Vieh- und Gemüsehändler trafen, dann ein Bierdepot, später eine Weinschenke: Eine bewegte Geschichte hatte das Haus in der Schallmooser Hauptstraße 27 hinter sich, als sich schließlich zwei „Hansen“ mit Kastner’s Schenke ein kleines kulinarisches und bieriges Paradies schufen. Der eine Hans ist Johann Maislinger, zuständig für s’kloane Brauhaus. Er versorgt die Einkehrer mit zwei hauseigenen Bieren – Weizen- und Kellerbier entstehen zu Schließzeiten in den Sudkesseln, die sich wie selbstverständlich inmitten des Lokals in die Gebäudestruktur integrieren.

S'kloane Brauhaus in Kastner's Schenke (c) STADTBEKANNT Zohmann

S’kloane Brauhaus in Kastner’s Schenke (c) STADTBEKANNT Zohmann

Untertags zieren die hübschen Tanks dekorativ den urig-gemütlichen Innenraum und erfreuen das Gast-Auge. Nach Bedarf gebraut, naturtrüb belassen, gekonnt weiterverwertet: Das Bier landet im Magen der Gäste und die beim Brauen anfallenden Treber im Magen der Kuh. Die wiederum lebt am Bauernhof des Bruders von Johann Pommer, dem zweiten Hans, der die Gäste mit regionalen und saisonalen Schmankerln verwöhnt – unter anderem mit der Kuh, die den Treber fraß. So schließt sich der Kreis.

Die Weisse

Sie ist die Älteste. Zwar nicht die älteste Brauerei, dafür aber die älteste Weißbierbrauerei in ganz Österreich. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte man sich in den damals 50 Salzburger Brauereien vorrangig dem starkem Bockbier verschrieben. Ein gewisser Adelbert Behr schwamm gegen diesen Bierstrom und braute ab 1901 ein duftig leichtes Weißbier – und hatte damit Erfolg. Noch heute baut man auf Tradition und braut streng nach dem Original-Rezept des Gründers. Was aber Innovation nicht ausschließt: Geschäftsführer Felix Gmachl entwickelte 2015 das erste glutenfreie Bio-Weißbier auf dem Biermarkt.

Die Weisse Sudwerk (c) STADTBEKANNT Zohmenn

Die Weisse Sudwerk (c) STADTBEKANNT Zohmenn

Dass sich hier Tradition und moderner Zeitgeist nicht im Wege stehen, zeigt auch die Gestaltung der Innenräume: Neben dem urigen Wirtshaus steht ganz selbstverständlich auch das moderne Sudwerk im Urban Design, wo moderne Architektur auf Kessel alter Braukunst stoßen. Dieser heißen Tage sitzt der Biertrinker aber natürlich vermehrt draußen, im klassisch-schönen Gastgarten und genießt die Weisse in unterschiedlicher Ausführung: Ob dunkel, hell, glutenfrei, als Doppelbock, mit nussig-sherryartiger oder dezenter Zitrone-Maracuja-Note – da wird sich jeder etwas Passendes finden.

Das Gusswerk

Die Brauerei mit einem im wahrsten Sinne des Wortes klingenden Namen: „Gusswerk“ verweist auf die ehemalige fürsterzbischöfliche Glockengießerei, auf dessen Areal sich heute die Bio-Brauerei neben diversen anderen Firmen befindet. Die Brauerei von Reinhold Barta wartet mit einem breit gefächerten, ausschließlich Bio-Biere beinhaltenden Sortiment auf. Kandidaten wie das Edelguss und das Weizenguss konnten bereits im ersten Jahr den Best-Of-Bio-Award einheimsen.

Gusswerk (c) STADTBEKANNT Zohmann

Gusswerk (c) STADTBEKANNT Zohmann

Da fällt die Wahl schwer – reiht sich doch auf der Karte eine Bierspezialität an die andere: Vom Steinbier, das seinen kernigen Karamellcharakter durch Zugabe heißer Steine zur Würze bekommt, über das Jakobsgold, das immer zu Vollmond gebraut wird, um die Kraft und Magie des Mondes zu bündeln, bis hin zum Krinnawible, einem Whisky Bier, gereift in ehemaligen Sherry- und Bourbon-Fässern. Die Spezialitäten können im vorgelagerten Gastgarten auf Bierbänken, oder im gemütlichen Inneren genossen werden, wo sich die Biere auch in Regalen aneinanderreihen. So kann der Lieblingstropfen auch noch zum mit nach Hause nehmen erstanden werden.

Franz. Der Brauer

„Franz, ein Bier bitte!“ heißt es in Bergheim – oder auch: „Ein Franz-Bier bitte!“ Funktioniert in beiden Varianten. Denn neben dem Wirt und dem Metzger bekommt der durstige Gast seit 2017 im Genussdorf Gmachl beim Brauer das hauseigene Bier mit dem hübschen Namen: Ein naturtrübes FRANZ Zwickl. Franz heißt aber auch der Biersommelier, der dort mit Braumeister Hans Seidl schaltet und waltet – und natürlich braut. Die hübschen, blankpolierten Kupferkessel stechen einem bereits vom Dorfplatz Bergheim aus ins Auge.

Franz - der Brauer (c) STADTBEKANNT Zohmann

Franz – der Brauer (c) STADTBEKANNT Zohmann

Im Inneren sorgen sie für das richtige Brauereiambiente. Eine tolle Möglichkeit ergibt sich hier jeden Mittwoch von 17:00-23:00 Uhr, denn zu dieser Zeit kann dem Brauer bei seiner Tätigkeit neugierig über die Schulter gespäht werden – ein Tag des offenen Kupferkessels sozusagen. Verkostung und Bierjause gehören zu diesem Zwickltag natürlich auch dazu. Und wer damit noch nicht genug hat: Beim Franz, dem Brauer, finden auch regelmäßig Braukurse statt, jeden ersten Dienstag im Monat auf Anfrage. Also: Nix wie ran an den Kessel.

Stiegl-Gut Wildshut

Es liegt zwar knapp hinter der Grenze Salzburgs, gehört aber zu einem der bierigen Aushängeschilder der Stadt: Die Stiegl-Eigentümerfamilie Kiener gründete das Stiegl-Gut Wildshut als erstes Biergut Österreichs im Ort St. Pantaleon im oberösterreichischen Innviertel, um sich dort voll und ganz der Kreislaufwirtschaft zu widmen. Hier findet das Bier seinen Weg vom Feld bis ins Glas: Die Bierspezialitäten „Gmahde Wiesen“, „Sortenspiel“ und „Männerschokolade“ werden zu 100% aus dem in Wildshut angebauten Urgetreide hergestellt. Die bereits zum Teil in Vergessenheit geratenen Getreidesorten werden in der hauseigenen Mälzerei zu besonderen Malzen veredelt und in der stylischen Vollholzbrauerei werden die Wildshuter Biere in den Sudkesseln gebraut.

Stiegl-Gut Wildshut (c) STADTBEKANNT Zohmann

Stiegl-Gut Wildshut (c) STADTBEKANNT Zohmann

Etwas ganz Besonderes ist das Wildshuter Urbier, hergestellt auf urtümliche Art in handgetöpferten, in der Erde eingegrabenen Tonamphoren. Ein Bier, wie es bereits vor 5.000 Jahren genossen wurde. Auch heute genießt man das Bier – und zwar entweder im liebevoll eingerichteten Kråmerladen, wo es auch diverse hausgemachte Schmankerl vom Gewürzsalz bis zum Bio-Bieressig sowie Produkte der eigenen Bio-Landwirtschaft zu erstehen gibt. Oder aber man sucht sich ein schönes Plätzchen im romantischen, auf einem Kraftplatz gelegenen Biergarten.

STADTBEKANNT meint

Salzburg hat biertechnisch einiges zu bieten. Neben Urgesteinen wie die Stiegl Privatbrauerei oder das Augustiner Bräu laden auch zahlreiche kleinere Brauereien zum Genusstrunk ein, die ausgezeichnete hauseigene Bierspezialitäten im Angebot haben. Und wenn dann auch noch im Lokal schön polierte Kupferkessel für das richtige Brauerei-Feeling sorgen, schmeckt die Halbe gleich doppelt so gut. Wir stoßen bei unserer Brauerei-Tour auf s’kloane Brauhaus in Schallmoos, statten dabei gleich um die Ecke der Weissen einen Besuch ab, lassen uns beim Gusswerk in Hof bei Salzburg verköstigen, spähen in Bergheim in Franz‘ kupferne Sudkessel und kommen im Stiegl-Gut in Wildshut im idyllischen Biergarten zur Ruhe.

Wo wir waren

S’kloane Brauhaus in Kastners Schenke
Schallmooser Hauptstraße 27, 5020 Salzburg

Die Weisse
Rupertgasse 10, 5020 Salzburg

Brauhaus Gusswerk
Römerstraße 3, 5322 Hof bei Salzburg

Franz. Der Brauer 
Dorfstraße 35, 5101 Bergheim

Stiegl-Gut Wildshut
Wildshut 8, 5120 St. Pantaleon