Frühlings-Wanderlust
1.287 Meter ragt er mit seiner markanten rotweißen Spitze in die Höhe. Mit dem Frühling erwacht auch der Gaisberg wieder zu neuem Leben und empfängt Wanderlustige auf seinem Gipfel.
Vor 1.300 Jahren hätte ein Bergsteiger gesagt: „Ich geh‘ auf den Keizperch“. Auch wenn die Aussprache den Wanderer von 2018 wohl irritiert hätte – unseren Gaisberg erkennt man darin wieder. Schon immer war dieses „Gais“ in der einen oder anderen Form enthalten. Warum? Die einen leiten es aus dem indogermanischen Wort „ghaido“ für Ziege ab, die anderen gehen davon aus, dass „gais“ ein keltisches Wort für heilig war. Ob nun heiliger Berg oder Ziegenweide – uns ist es einerlei. Wir nutzen die ersten warmen Tage des Frühlings für eine kleine Wanderung.
Sesselträger
Der Berg stellt einen vor die Qual der Wahl. Denn er ist offen für alle möglichen Formen der Besteigung oder Befahrung. In früheren Zeiten konnte der etwas faule Ausblickgenießer beim Glockenspiel ein paar Sesselträger engagieren, die ihn gemütlich in die luftigen Höhen beförderten. Da uns ein Rikscha-Fahrer heute bei einem solchen Anliegen wohl den sprichwörtlichen Vogel deuten würde, verweisen wir auf die Bewältigung per Auto oder umweltfreundlicher per Bus über die Höhenstraße. Die Gaisberg-Linie 151 startet am Mirabellplatz und befördert seine Insassen über Gnigl den Berg hinauf. Wer sich oben dann doch die Beine vertreten möchte, kann dies auf diversen Rundwegen tun. So beginnt an der Haltestelle Zistelalpe beim Gasthof Zistelalm entweder die halbstündige Zistelrunde oder aber der einstündige Gaisberg-Rundweg.
Waldläufer
Sportlich Ambitioniertere verzichten gänzlich auf den fahrbaren Untersatz und streben zu Fuß Richtung Sendemast. Wer bei der Busstation Parsch (Obuslinie 6) startet, gelangt in zirka zweieinhalb Stunden über die Gersbergalm auf die Gaisbergspitze. Auch wir wählen heute diese mit der Nummer 13 ausgeschilderte Route, allerdings fahren wir mit dem Bus bis zur Station Gersbergalm und ersparen uns damit eine Stunde Gehzeit auf Asphaltstraße. Von der Alm aus führt ein idyllischer, aber auch teils steiler Waldweg Richtung Spitze. Nach etwa einer Stunde recht anstrengenden Gehens werden wir mit der Erkenntnis konfrontiert, dass die Schneefallgrenze erreicht ist. Daher wird das letzte Stück sehr vorsichtig und trotzdem von diversen Ausrutschern begleitet, bewältigt. Aber die Aussichten, die sich durch den immer lichter werdenden Wald ergeben, sind die Anstrengung wert.
Spitzenreiter
Schließlich begrüßt einen der nicht sehr ansehnliche, aber doch vom erschöpften Wanderherz bereits ersehnte Sendemast des ORF Landesstudios Salzburg. Seit 1956 ragt er imposante 100 Meter in die Höhe und hat damit einen tollen Blick auf die Stadt. Heute ist er zudem ein passionierter Blitzforscher, der die rund 50 Blitze, die ihn pro Jahr malträtieren, mit 1000 Bildern pro Sekunde aufzeichnet. Wir lassen den rotweißen Spitzereiter hinter uns und werden auf dem Plateau mit einem ansehnlichen Bergpanorama belohnt. Vor 100 Jahren hätte man außerdem hier noch die Bergstation der Gaisberger Zahnradbahn erblickt. Doch deren letzte Gäste entstiegen am 30. Oktober 1928.
Blickgenießer
Der knurrende Magen dirigiert nun Richtung Gasthäuser. Sowohl die Wirtschaft am Spitz als auch das Gasthaus Kohlmayr’s Gaisbergspitz verköstigen die hochgereisten Gäste. Das Kohlmayr’s befindet sich einem Gebäude aus dem Jahr 1892, das einst das Atelier des Fotografen Friedrich Pflauders war. Nur zu verständlich mutet diese Standortentscheidung an, bietet der Ort doch eine fantastische Aussicht. Wir tun es dem Fotografen gleich und treffen hier unsere Platzwahl. Eine schmackhafte Bärlauchsuppe (€ 5,80.-) sowie ein zünftiges Holzfällersteak (€ 12,80.-) finden bald den Weg an unseren Tisch. Und weil die Nachspeisen „siass wia die Wirtin“ sind, gibt es dann noch ein Dessert. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Da es sich mit vollem Magen nur schwerlich den Berg hinunterrutschen lässt, entscheiden wir uns nach dem Terrassengenuss für die Abfahrt per Gaisbergbus. Während wir die Höhenstraße in gemächlichem Tempo hinuntergleiten, denken wir an die zahlreichen legendären Gaisbergrennen, die hier stattfanden und deren Gefährte die Strecke wohl um einiges schneller hinter sich brachten. Allerdings kamen die wohl auch nicht in den Genuss der fantastischen Aussicht.
STADTBEKANNT meint
Endlich wird es warm und die Berge locken zahlreiche Menschen in luftigere Höhen. Der Gaisberg ist mit seiner Gastwahl nicht pingelig: Sowohl der gemütlich per Bus Angereiste, der einfach die Aussicht genießen will, als auch der sportlich ambitionierte Wanderer kommen am Gipfel auf ihre Kosten. Und das nicht nur dank des Augenschmauses, der sich mit der Aussicht ergibt. Die Gaisbergspitz-Gasthäuser verköstigen die Wanderer zudem mit schmackhaften Speisen.
Hotspots
Kohlmayr’s Gaisbergspitz – Gaisberg 32
Mo-Fr 10:00 – 18:00 Uhr
Sa-So 09:00 – 18:00 Uhr
kein Ruhetag
Wirtschaft am Spitz – Gaisberg 30
Fr-Di 09:30 – 21:30 Uhr (Winter 09:30 – 20:00 Uhr)
Mi 09:30 – 16:00 Uhr
Donnerstag Ruhetag
Gaisberg Bus 151
Mirabellplatz Richtung Gaisbergspitze: von 09:35 – 18:35 Uhr alle 1 ½ Stunden
(Winter nur bis 15:35)
Gaisbergspitze Richtung Mirabellplatz: von 10:30 – 20:30 Uhr alle 1 ½ Stunden
(Winter nur bis 16:30)
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